Hallo und herzlich willkommen zur siebten Episode des Thinkpad Museum Podcasts, aufgenommen
am 31. Juli 2024. Episode 007, liebe Zuhörende. Wir mögen unsere Festplatten nicht geschüttelt
und auch nicht gerührt. Wir haben die Lizenz zum Tippen und auch wenn es Filme wie James Bond
"Boote an einem anderen Tag" oder "James Bond - Keine Zeit zu tippen" nicht gibt, werden wir heute,
wie Daniel Craig schon 2012 in Skyfall sagte, alles auf Rot setzen. Heute geht es nämlich um
Richard Sapper, einem der wichtigsten Produktdesigner der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber
vorher sprechen wir noch über Feedback und Ankündigungen. Und zunächst muss ich mich
etwas für die Verzögerung der Folge entschuldigen. Da sind ein paar Dinge dazwischen gekommen. Zum
einen mal hat der Wertefliess mit mir 500 Fotos der Sammlung geschossen. Die müssen jetzt nur
noch bearbeitet werden und dann gibt es auch ordentliches Bildmaterial auf der Webseite. Das
verspreche ich ja auch schon seit einigen Monaten. Das war für mich auch eine gute Gelegenheit um die
Sammlung mal als Online-Datenbank zu inventarisieren. Dazu aber gleich noch mehr. Und dann gab es auch
noch parallel einen Besuch eines Podcasts der Fachpresse und die Episode daraus, die dürfte
in ein paar Wochen online gehen. Da werde ich euch auf jeden Fall Bescheid geben. Das war eine sehr
spannende Erfahrung und ich bin sehr gespannt zu hören, was ihr darüber denkt. Und dann habe ich
auch noch festgestellt, dass das heutige Thema, denn wir werden heute ja vor allen Dingen über
Industrie und Produktdesign sprechen, das ist wirklich ein komplett eigenes und sehr tiefes
Rapidhole für sich, in das ich da reingefallen bin. Ein Follow-Up gibt es vom lieben Lukas,
Grüße gehen raus. Der hat sich nämlich noch mal zum Thema Snapdragon und Linux Support geäußert.
Dabei ist ein Link rausgekommen, den ich in die Schornutz gepackt habe. Und zwar ist es der Link
zum Qualcomm Developer Blog. Da wird beschrieben, dass es schon einige Entwicklungen gibt, die bereits
im upstream Kern enthalten sind. Denn Qualcomm arbeitet zusammen mit Lenovo, ARM und Linaro am
ARCH64 Laptops Projekt auf GitHub. Und da wurden auch schon für einige vorherige SoCs der Support
implementiert, zum Beispiel für den Snapdragon 8CX Gen 3 aus dem Thinkpad X13S. Und hier wurde
angegeben, dass der Fokus auf einer schnellen Unterstützung der Hardware liegt. Das heißt,
das initiale Patchset, das ist innerhalb von zwei Tagen an das Kernenteam gesendet worden. Und seitdem
hat sich auch ein bisschen was getan und ich glaube, die nächsten Monate dürfte sich dann noch viel
mehr tun. Es wurde angegeben, dass das Snapdragon X Elite Standard UEFI Boots unterstützt und Linux
wird hier eben über Devicetrees gebootet und Bootloader wie beispielsweise Grubb oder System
Deboot sollten deswegen auch sofort funktionieren. Entwickler*innen nutzen bereits Grubb, um ein
Debian zu booten und sogar ein Dualboot mit einem bereits installierten Windows ist möglich. Man
muss sich also sein Gerät nicht zerschießen, sondern kann einfach parallel schon mal ein
Linux installieren. In Linux 6.8 und 6.9 sind bereits erste Soundkarten-Treiber enthalten,
wobei die noch keine Ein- und Ausgabe können. Außerdem gibt es Treiber-Unterstützung für
NVMe, System Memory Management Units und eben dem Cache. Und für die kommenden Versionen 6.10 und
6.11 sind geplant USB, Akku, Grafikkarte, Standby, Webcam, Audio-Schnittstellen und CPU-Taktungen.
Im Laufe der nächsten 6 Monate sollen darüber hinaus dann auch Hardware Video Decoding in
Firefox und Chrome funktionieren, es soll eine vollständige Webcam-Unterstützung geben und auch
eine öffentliche verfügbare Firmware ist geplant, die einfach installiert werden kann. In dem Artikel
ist auch ein erstes Debian-basiertes Image verlinkt, das heißt, wenn ihr diese Hardware
schon besitzt, könnt ihr sofort loslegen, wenn ihr wollt. Feedback gab's auch vom Jan, der sagt
nämlich "sehr interessante Folge, freue mich auch schon auf die nun bereits mehrfach angekündigte
Folge über Richard Sapper". Vielen Dank, Jan, freut mich zu hören und ich hoffe, dass die Folge
deiner Erwartung gerecht wird. Im Museum gab's seit der letzten Episode auch ein paar Neuigkeiten,
zum einen kann ich anmerken, dass die 50er Marke nun mit 54 unterschiedlichen Geräten geknackt
wurde. Dazu zählt zum einen mal eine Spende vom lieben Pascal, Grüße gehen raus, da gab's einen
Thinkpad X31, das wird mir als Teilespender für ein anderes X31 dienen. Per Zufall habe ich in
einem Onlineshop ein Thinkpad X220i in A-Zustand gefunden, also ein gebraucht Gerät, das entsprechend
aufbereitet wurde und das "i" lässt schon darauf schließen, dass es eher eine schwache Konfiguration
in dem Fall ist. In dem Fall ist es ein Intel Celeron 847 mit dekadenten 1,1 GHz, 8 GB DDR3
RAM, einem 12,5 Zoll Display mit 1366 x 768 Pixel sowie einer 120 GB SATA SSD. Der Zustand ist wirklich
sehr gut, aber die Tastatur sieht nicht original aus, ich vermute mal, das wird irgendein Ersatzteil
sein, das nicht von Lenovo kommt und das tut dem Ganzen aber keinen Abriss, tippt sich trotzdem sehr
gut, aber man sieht's auf den ersten Blick, dass das keine Original-Tastatur ist. Dem lieben Martin
aus dem Thinkpad Forum "Grüße gehen raus" habe ich gleich vier Geräte abgekauft, der wollte seine
Sammlung verkleinern und da ist er bei mir natürlich direkt an der richtigen Adresse gewesen.
Zum einen gab es da zwei halbe 570, das sind 12,1 Zoll Geräte mit einer 1024 x 768 Auflösung,
einem Intel Celeron mit 366 MHz, 64 MB SD-RAM, eine 6,4 GB IDE Festplatte, Windows 98 Second
Edition, USB 1.1, Soundkarte und das 570 zählt hier als direkter Vorläufer der X-Serie. Darüber
hinaus gab es noch einen 380 ID, ein 12,1 Zoll Gerät mit einer 800 x 600 Pixel Auflösung,
einem Intel Pentium MMX mit 166 MHz, 48 MB EDO RAM, 2,1 GB IDE Festplatte mit installiertem
Windows 95 und das Gerät ist fast so dick wie zwei gestapelte 570. Das ist ein wirklicher Chonker,
aber trotzdem ein sehr schönes Gerät und ich freue mich, dass das Gerät in die Sammlung
gewandert ist. Zuletzt habe ich noch ein X200T von ihm erworben, das ist ein Convertible Tablet
mit drehbarem Bildschirm und Stylus in einem sehr guten Zustand. Das Gerät hat ein 12,1 Zoll Display
mit 1280 x 800 Pixel, einem Intel Core 2 Duo SL 9600, das ist die stärkste CPU mit 2,13 GHz,
4 GB DDR3 RAM und einer 128 GB SATA SSD. Eine weitere Spende diesen Monat kam vom
lieben Teleprost Frank, Grüße gehen raus. Ein Thickpad X200S, das ist ebenfalls ein 12,1 Zoll
Gerät mit 1280 x 800 Pixel, einem Intel Core 2 Duo SL 9300 mit 1,6 GHz, 4 GB DDR3 RAM,
Docking Station war auch mit dabei und das Gerät kommt allerdings ohne WLAN, ohne Bluetooth und
ohne Modem und der Festplatte fehlt auch noch, aber Rahmen und so weiter sind dabei, so dass ich
dann noch was nachrüsten kann. Und absolutes Highlight diesen Monat war ein weiteres Thinkpad
701c in einem sehr guten Zustand und vor allen Dingen auch funktional. Das hat ein Bekannter
irgendwo im Keller gefunden und musste dabei gleich an mich denken. Die Gummierung ist noch
recht gut erhalten, also es ist nur an wenigen Stellen so leicht klebrig. Ich glaube das kann
man noch retten. Die Scharniere sind ein bisschen schwergängig, aber ansonsten ist das Gerät wirklich
in einem außerordentlich guten Zustand für das Alter und da musste ich nicht lange überlegen und
jetzt habe ich neben einem teilrestaurierten 701c ein direkt nutzbares, musste nur noch
CMOS austauschen und Betriebssystem gegebenenfalls noch mal neu installieren und das wird eins meiner
nächsten Projekte sein und da freue ich mich wirklich sehr drüber, weil ich hätte nie gedacht,
dass ich auch jemals nur eins dieser Geräte haben werde und jetzt direkt zwei davon. Was will man
mehr? Besser kann es nicht sein. Wie bereits angeteasert gibt es jetzt auch eine neue Datenbank.
Ich habe mich nämlich mal hingesetzt und die gesamte Sammlung einmal detaillierter
inventarisiert als Ergänzung zur Webseite, die es natürlich auch weiterhin gibt. Die Datenbank hat
den Vorteil, dass sämtliche Informationen aller Geräte auf einer Seite ersichtlich sind. Da werden
die üblichen Hardware Kennzahlen angezeigt, CPU, RAM, Schnittstellentypen, aber auch Größe,
Gewicht und welche Komponenten exakt verbaut sind und der Mehrwert besteht vor allen Dingen darin,
dass das per Suche filterbar ist. Ihr könnt gezielt nach einem Gerät oder nach einer
Eigenschaft, nach einem Betriebssystem suchen und bekommt dann genau die Modelle angezeigt,
auf die das zutrifft. Das Ganze gibt es unter db.thinkpad-museum.de. Die Spalten können
individuell ein- oder ausgeblendet werden und wenn man alle Spalten einblendet, dann braucht man
wirklich einen breiten Bildschirm oder muss den Zoom ein bisschen nach unten drehen und Link dazu
gibt es in den Shownotes. Lasst mich gerne mal wissen, was ihr darüber denkt. Und ich löse auch
mal das Mysterium der letzten Episode auf. Da gab es ja ein etwas anderes Intro und ihr habt es
vielleicht schon über Social Media gesehen, aber das stand für einen neuen Podcast mit dem Namen
"FAX-Informatiker". Das ist ein monatliches Format von und mit Marius Quabeck, Claudia Kühn und
Patrick Thalisten vom Wartungsfenster Podcast, dem Falk Rösing und mir und wir reden über die
humorvolle und meistens sehr chaotische IT-Welt und teilen in den Episoden unsere Anekdoten.
Das Ganze ist ein Mix aus Tech-Talk und unterhaltsamen Geschichten und ist vor
allen Dingen auch interaktiv gedacht. Das bedeutet, wenn ihr Horror-Storys oder Erfahrungen habt,
die ihr mit uns teilen wollt, dann werden wir die dort in so einer Art IT-Seelsorge besprechen. Also
im Prinzip wie so eine Art Domian, nur eben für IT-Themen. Hört gerne mal rein, falls es euch
interessiert. Link dazu in den Shownotes. Und last but not least habe ich noch eine
Nachfrage an euch, liebe Zuhörende. Mich würde nämlich mal interessieren, was eure
präferierte Community-Plattform ist. Ich würde nämlich gerne den Kontakt mit euch intensivieren
und würde aber auch den direkten Austausch zwischen euch fördern. Ich habe den Eindruck,
Matrix wird hierfür recht ungern benutzt. Also ich habe das in den letzten Folgen ja immer auch
beworben, habe aber nicht festgestellt, dass da Großkommunikation zustande kommt und mich würde
einfach mal interessieren, was denn so eure Lieblingstools sind. Ist es Telegram, ist es
Discord, ist es so was wie Discourse, also eine Art Online-Forum? Seid ihr eher so Team Reddit oder
Lemmy oder gibt es vielleicht ein ganz anderes Tool, das ich noch gar nicht auf dem Radar hatte? Stimmt
gerne per E-Mail ab an podcast@thinkpad-museum.de oder schaut einfach mal auf Mastodon vorbei,
da habe ich eine Umfrage gestartet. Da könnt ihr auch gerne einfach voten und dann lasse ich mich
mal überraschen, was so das Tool ist, das ihr da draußen so gerne benutzt. Genug des Feedbacks,
kommen wir kurz zu den News des Monats. Und in Anfang machen zwei Ankündigungen von Intel
und AMD, denn neulich war die Computex, das ist Asiens größte IT-Messe in Taiwan und Intel hat
da mit Luna Lake die Core Ultra 300 Prozessoren vorgestellt. Das ist ein komplett neues Design, da
die Konkurrenz nicht schläft, also gerade wenn wir mal an Apple und Qualcomm decken. Und Meteor Lake
war technologisch recht überschaubar, da war nur der Fertigungsprozess ein komplett anderer und
jetzt tut sich auch technisch ein bisschen was. Das Ganze ist bei TSMC gefertigt, es gibt vier
Performancekerne bis zu 5,2 GHz im Boost, es gibt kein Hyper-Threading, denn das zahlt sich nur bei
Multithreading-Prozessen aus und bringt hier auch nur einen marginalen Gewinn von circa 10%, wurde
hier geäußert und macht den Prozessor auch unnötig komplex und größer, deswegen verzichtet
man jetzt im neuen Design da drauf. Es gibt vier Effizienzkerne mit bis zu 4,5 GHz im Boost und das
soll im Benchmark jetzt bis zu 1,7% schneller sein. Der KI-Beschleuniger ist circa 14% schneller und
kann sich nun granularer takten, liegt aber trotzdem knapp unter der Performance des AMD XDNA 2
Beschleunigers, über den wir auch gleich kurz sprechen. Als GPU gibt es die Intel XE2, das ist
Battlemage, also der Kampfmagier. Die soll jetzt 50% schneller sein, ob dem auch wirklich so ist,
müssen Benchmarks da noch zeigen. Mit an Bord sind einmal Wi-Fi 7, es gibt Embedded DisplayPort 1.5,
HDMI DisplayPort 2.1 und Thunderbolt 4 und Intel betont hier eine sparsamere und effizientere
Bauweise, weswegen der Stromverbrauch um bis zu 40% reduziert werden soll. Was glaube ich den
CPUs wirklich gut stehen würde, denn das hat ja Intel einfach die letzten Jahre verpennt,
das muss man glaube ich so ehrlich sagen. Also eine Veränderung, die ich persönlich sehr begrüßen
würde und verfügbar sind die CPUs dann ab Herbst. Das heißt also ab Herbst/Winter in neueren Thinkpads
könnten wir das eventuell dann auch schon vorfinden. Auch AMD hat neue CPUs vorgestellt,
namentlich die neue Ryzen AI 300 Serie. Das ist ein bisschen merkwürdiger Name, denn eigentlich
hätten die Ryzen 9000 heißen müssen, das Namenschimmer wurde erst vor anderthalb Jahren
gewechselt und nun jetzt haben sie es anscheinend wieder gewechselt. Angekündigt wurden zwei erste
Zen 5 CPUs für Notebox unter dem Codename Strikes Point. Das sind High End Hybrid CPUs mit
unterschiedlichen Kernen, beispielsweise einmal der Ryzen AI 9HX370. Der hat 4 Zen 5 und 8 Zen 5C
Kerne, die haben bis zu 5,1 GHz im Boost. Die integrierte GPU ist jetzt einer Radeon 890M und
die Compute Units steigen von 12 auf 16, die Shader erhöhen sich von 768 auf 1024 und der
Takt wächst von 2,8 auf 2,9 GHz. Die Architektur heißt jetzt RDNA 3,5 statt RDNA 3, es impliziert
also nur leichte Veränderungen. Eine weitere CPU ist die Ryzen AI 9 365, die hat 4 Zen 5 Kerne und
6 Zen 5C Kerne. Zen 5 hat gegenüber Zen 4 schnellere Caches, die circa 16% mehr Leistung
bringen. Der maximale Takt ist leicht gesunken, aber dennoch etwas schneller durch effizienteres
Design. Beim KI Bestellung gab es diesmal viel Veränderungen. Der ist jetzt nämlich in der Lage
50 Billionen Berechnungen pro Sekunde auszuführen. 50 TOPs ist hier der Wert, der angegeben wird. Die
vorherige Generation kam auf 16, also ein beträchtlicher Zuwachs und der Wert gilt auch
nicht nur für Ganzzeilen, sondern auch Gleitkomma Berechnungen und soll deswegen sogar schneller
sein als Apples M4, Qualcomm Snapdragon X Elite und Intel Core Ultra sein und das aber ein bisschen
schwierig zu belegen, denn Windows bietet mit DirectML nur eine mäßige Schnittstelle, die die
Hardware noch nicht optimal unterstützt. Das heißt, das muss man in Zukunft einfach noch mal mit einem
Benchmark beleuchten, wenn das Betriebssystem auch die Unterstützung hergibt und die CPUs sind seit
Juli diesen Jahres verfügbar. Dann habe ich noch einen kleinen Testbericht von den Kolleg*innen von
NotebookCheck für euch. Da geht es um das ThinkPad P14 SG5, genauer gesagt um die Intel Version mit
3K Display. NotebookCheck lobt da den wechselbaren RAM, das nicht zu dünne Gehäuse und auch den
Bildschirm mit 120Hz, fragt sich aber wieso keine Nvidia RTX AIDA 1000 statt der betagten AIDA 500
verbaut wurde, die ist schon ein bisschen älter und ein neueres Modell hätte es da eigentlich schon
längst geben müssen. Sie geben auch an, das Display könnte etwas heller sein und der Lüfter sei zu
oft aktiv, ansonsten aber ein gutes Gerät, das man weiterempfehlen kann. Und damit kommen wir
zum Thema der Episode. Wie schon angekündigt geht es heute um Richard Sapper. Er war ein
in Mailand lebender deutscher Industriedesigner und Professor und gilt als einer der wichtigsten
Produktdesigner der zweiten Hälfte des 20. Jahrtausends. Seine Designs stehen für klare
und einfache Formen, sind dabei auch zeitlos und innovativ sowie typisch deutsch effizient
zu produzieren. Für ihn hat Industriedesign mehr mit Bildhauerei als mit Architektur zu tun und er
hat eine Vielzahl unterschiedlichster Produkte designt. Ich kann euch sagen, liebe Zuhänder,
für mich hat sich ein völlig neues Repitol eröffnet und Industrie und Produktdesign ist
wirklich ein komplett eigenes Themengebiet für sich. Da kann man reinfallen, wenn man möchte und
mal schauen, vielleicht interessiert euch das Thema ja auch. Ich kann euch auch sagen, es stehen jetzt
wirklich einige Sapper-Produkte auf meiner Wishlist. Also das sind wirklich sehr beeindruckende
Produkte bei rumgekommen und die wollen wir heute natürlich in der Folge mal thematisieren.
Nichtsdestotrotz müssen wir uns hier aber auf Highlights beschränken. Also der Lebenslauf
Sappers ist wirklich sehr interessant und auch gerade die Auswahl an unterschiedlichsten Designs,
die er im Laufe seines Lebens gestaltet hat. Da könnte man ohne Probleme eine fünfstündige
Episode darüber aufnehmen, aber ihr findet in den Shownotes sehr viele Links für die weitere
Recherche und vielleicht machen wir ja einfach auch noch mal so eine weitere Folge zu dem Thema.
Und viele Inhalte dieser Episode stammen aus dem Buch Richard Sapper edited by Jonathan
Oliverus. Das ist eine Studie über das Lebenswerk von Sapper. Der Autor hat diesen nämlich mehrere
Monate bis kurz vor seinem Tod begleitet und auch interviewt. Das ist ein gebundenes Buch,
da gibt es sehr viel hochwertige Fotografien und Detailinformationen und das ist wirklich sehr
empfehlenswert dieses zu lesen. Nicht ganz so einfach zu bekommen, muss man immer mal ein
bisschen gucken. Ist auch preislich nicht so der Standard Buchpreis, aber wenn euch das Thema
wirklich interessiert, schaut da mal vorbei. Lohnt sich wirklich. Ich hatte sehr viele spannende
Stunden mit diesem Buch. Beginnen wir mal mit der Familie. Richard Sapper ist am 30.05.1932
in München geboren. Sein Vater, der ebenfalls Richard hieß, war Maler und ist in Guatemala
geboren worden. Was recht interessant ist und vielleicht auch verwundert. Der Hintergrund ist
aber ganz einfach, sein Großvater, der ebenfalls Richard heißt, ist dorthin ausgewandert. Das heißt,
der Vater war das älteste von vier Kindern und ist in einer wunderschönen Landschaft mit Bergen,
Pferden und einem Dschungel groß geworden. Aber leider gab es da keine Schule und deswegen ist
er nach Stuttgart zurück zur Oma gezogen, die im Buch zuweilen als sehr streng beschrieben wird.
Richard Senior wurde in die Armee eingezogen, als Richard Junior ein kleiner Junge war und dort war
er dann acht Jahre Soldat an der Front. Sapper Junior gab an, ihn sehr schmerzlich vermisst
zu haben, eine starke Bindung zu seinem Vater gehabt zu haben, die natürlich sehr unter den
prekären Zuständen des Kriegs gelitten haben. Und im Buch beschreibt er auch die sehr unschönen
Zustände für Familien im Nazi-Deutschland. Also vor allen Dingen beschreibt er malerisch,
dass es kaum was zu essen gab und auch nachts sehr häufig die Familie durch Bomben und Sirenen
geweckt wurde. Sapper Senior ist auch später als Kriegsgefangener festgehalten worden, kam aber
glücklicherweise wieder lebend nach Hause. Sapper war seit Januar 1963 mit Dorit Polz bzw.
dadurch Dorit Sapper verheiratet und die beiden haben eine Tochter Carola und einen Sohn Matthias.
Zur akademischen Karriere lässt sich sagen, dass Richard Sapper eine Schule in Stuttgart besucht hat
und nachdem er diese abgeschlossen hat, wusste er nicht so ganz, was er tun sollte und hat deswegen
1952 begonnen, Philosophie in München zu studieren. Dort stieß er dann auf ein Buch des
Industriedesigners Raymond Loewi und ihm war dann sofort klar, dass er das auch tun wollte. Falls ihr
das nicht wisst, ich wusste das nicht, Raymond Loewi ist für Stromliniendesigns bekannt. Das ist ein
Ansatz, bei dem der Luftströmungswiderstand von Objekten verringert wird. Die wirken dadurch oft
rundlich und futuristisch und haben meist dadurch auch ein langes horizontales Erscheinungsbild,
da sieht man vor allen Dingen gut an Autos, die in dieser Zeit designt wurden. Sappers Vater war
nicht gegen das neue Studium, legte ihm jedoch nahe, etwas zu studieren, womit er auch Geld
verdienen könne. Daher studierte Sapper Betriebswirtschaftslehre, war aber nie so
richtig an dem Thema interessiert. Er hat später angegeben, dass ihm das schon an einigen Stellen
im Leben geholfen hat, aber sein Lieblingsthema war es wirklich nicht. Er hat aber Glück, dass
sein Professor auch an Industriedesign interessiert war und er bat ihn dann darum eine Thesis über die
ökonomischen Probleme von industriellem Design zu verfassen. Dazu musste Sapper europäische
Firmen befragen, die sich mit Industriedesign beschäftigten. Da gab es nicht ganz so viele
damals. Er hat angegeben, er hat mit Olivetti gesprochen und mit einigen Automobilherstellern,
wie z.B. auch Mercedes-Benz. 1956 hat er dann sein BWL-Studium an der Universität München
abgeschlossen und hat auch gute Gespräche mit dem damaligen Mercedes-Benz-Designchef
Karl Wilfert geführt. Er hat ihm später dann auch gleich einen Job angeboten, aber damit er
diesen annehmen konnte, musste er noch ein Jahr Ingenieurswissenschaften studieren. Das hat Sapper
auch getan, schloss es aber nicht ab, denn er wollte nicht mehr lernen, als er zwingend für
die Gestaltung braucht. Nachdem das Jahr vergangen war, konnte Sapper erste Designerfahrung in der
Designabteilung von Mercedes-Benz sammeln. Er war da ca. 2 Jahre beschäftigt und gestaltete
unter anderem den Rückspiegel des Mercedes 300 SL Roadster. Sehr interessantes Auto und der
Rückspiegel, das ist ein bisschen irreführend, der sitzt außen links hinter der Motorhaube. Also
eigentlich da, wo andere Fahrzeuge die Außenspiegel angebracht haben. Er war da Teil eines Teams von
20 Leuten und hat gesagt, dass die Objekte dort im 1 zu 1 Maßstab gestaltet wurden und auch
regelmäßig, genauer gesagt täglich, das Topmanagement vorbei schaute, um einfach mal zu
gucken, was da so gearbeitet und designt wird. Er hat angegeben, dass er so einen guten Eindruck in
die Produktionsprozesse bekommen hat und hat sich da aber leider recht schnell gelangweilt,
weil es sehr wenig kreativen Spielraum gab. Also viele seiner Entwürfe, die er so im Kopf hatte,
wurden abgelehnt oder mussten stark angepasst werden, damit sie mit den Vorstellungen übereinstimmen und
das ist natürlich für einen kreativen Mensch sehr unschön, wenn man den Tatendrang verspürt,
aber in seiner Kreativität gehindert wird. Und das war schlussendlich für Sapper auch der Grund,
1958 nach Mailand zu ziehen, denn dort hatte er den Eindruck, gäbe es viel Potenzial, sich kreativ
auszutoben und Sapper war damals 27 Jahre alt und sprach kein einziges Wort Italienisch. Sein Glück
war jedoch, dass seine Freundin in Stuttgart Grafikdesign studierte und einen Freund in Mailand
hatte. Dieser hat angeboten, ihn in die Designerszene einzuführen und einfach ein paar
Menschen vorzustellen, damit er sich vernetzen kann. Das hat auch recht gut funktioniert, er hat
relativ schnell Anschluss gefunden und arbeitete auch kurzzeitig im Büro des Architekten und
Designers Gio Ponti. Ponti ist unter anderem für das Denver Art Museum zuständig gewesen und - sehr
wichtig, liebe Zuhörende - für das 1966er Idealstandard Bartkeramik. Eine Information,
die ihr bestimmt haben wolltet. 1959 hat sich Richard Sapper dann selbstständig gemacht und
das war auch gleichzeitig der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit mit Marco Zanuso.
Das war ein Architekt und Designer aus Mailand. Beide haben nämlich als Berater für Brion Vega
gearbeitet. Das ist ein italienisches Elektrounternehmen, das vor allen Dingen für
futuristische Designs bekannt ist. Dort haben die beiden zahlreiche ikonische Geräte gestaltet,
eins davon der Donne 14 von 1962. Das ist der erste in Europa hergestellte Fernseher,
der nur mit Transistoren funktionierte. Das Gerät hat eine leichte rundliche Röhre und
eine ausziehbare Antenne, einen recht dünnen Displayrand und hat generell ein ziemlich futuristisches
Gehäuse und wenn ich mir das Gerät so anschaue, dann könnte das auch so in einem Stanley Kubrick
Film vorkommen. Das Gerät wurde mit einem Compasodoro ausgezeichnet, das ist ein renommierter
italienischer Designpreis, dazu später noch mehr und mittlerweile ist das Gerät auch im
Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Das Gerät ist so ikonisch, dass es mittlerweile in
Neuauflage immer noch oder wieder produziert wird. Zu einem schlappen Preis von 1.400 Euro könnt ihr
ein solches Gerät haben und in der Zwischenzeit wurde das Design sogar um einen Kabeltuner und
einen Skatanschluss erweitert. Ob das euch heute im Jahr 2024 noch was bringt, weiß ich jetzt nicht,
aber trotzdem schöne Idee. Ein weiteres spannendes Gerät war das TS 502 von 1963. Das ist ein
aufklappbares Radio mit integrierten Lautsprechern. Das ist würfelartig mit abgerundeten Ecken und die
Bedienelemente werden so geschützt. Generell ist das Design sehr minimalistisch und das wurde
dieses Jahr als Bluetooth-Box und Radio neu aufgelegt. Das gibt es in fünf Farben, orange,
weiß, gelb, schwarz und rot. Es hat einen integrierten Akku für bis zu sechs Stunden Spielzeit
und für schlappe 560 Euro könnt ihr das euch online bestellen. Wir bleiben thematisch bei
Fernsehgeräten und schauen uns den Algol von 1964 an. Das ist ein tragbarer schwarz-weiß Fernseher,
der Bildschirm an der Front neigt sich leicht nach oben. Kann also auch genutzt werden, wenn das
Gerät auf dem Boden steht. Die Metapher dahinter ist, dass der Algol im Prinzip wie so ein kleiner
Hund sein soll, der zu seinem Herrchen aufschaut. Mantra, also Maschine folgt Mensch und nicht
umgekehrt. Und auch das Gerät wird ebenfalls als Neuauflage weiterhin produziert. Für 1200 Euro
gibt es das Gerät zu haben und wurde in der Zwischenzeit um ein Farbdisplay erweitert,
hat ebenfalls einen Kabeltuner, Videotext und Chinch- und Skatanschlüsse. Sehr schönes Design,
passt sehr gut in die Zeit und ist auch ein Stückchen beidseitlos, wie ich finde. Also,
ich finde das kann sich auch heute noch sehen lassen. Nicht weniger interessant ist das Grillo
von 1965. Das ist ein Telefon, das für Siemens und Italtail produziert wurde. Es verfügt über eine
faltbare Sprechmuschel und kann als Vorläufer des Clamshell-Designs späterer Club-Handys angesehen
werden. Das bedeutet, dass ein Deckel durch Umschließen des Gehäuses das Eindringen von
Fremdkörpern Dreck oder Staub verhindert. Kommen wir mal zu einigen weiteren Highlights und eins
dieser Highlights für mich persönlich ist die Lawrence Static. Das ist eine massive Quarz-Uhr
aus Edelstahl, eine Tischuhr. Die hat ein gewölbtes Acrylglas und basiert auf einem
Zeitmesser für Flugzeugtorpedos. Hintergrund der Geschichte ist, dass der Hersteller während
des Zweiten Weltkriegs diese produzieren musste und nach dem Krieg gab es dann einen gesamten
Zugwaggon an Restbeständen dieser Uhrwerke, die natürlich weiterverwertet werden sollten.
Die Herausforderung bestand also darin, dieses recht große Uhrwerk in ein Gehäuse zu verfrachten.
Das benötigte auch eine Batterie und hier wurde ein Edelstahl-Zylinder verwendet, der aber auch
geschickt ausbalanciert werden musste, damit die Uhr auch ordentlich steht und auch gut aussieht.
Das Ziffernblatt der Uhrversion entsprach dabei der eines Bombenflugzeugs und das ist deswegen
meiner Meinung nach gleichermaßen bemerkenswert, aber auch ein bisschen makaber, jedoch sehr
nachhaltig. Vielleicht kann man das aber auch als Metapher verstehen, auch aus negativ konnotierten
Kriegserzeugnissen noch irgendwo etwas Nützliches für die Nachwelt zu formen und das ist ja
prinzipiell eine Vorgehensweise, die man begrüßen kann. Die Uhr hat eine dynamische Form, der
Standsogel ist perfekt ausbalanciert, es sieht also wirklich so aus, als würde die Uhr schweben,
wenn man sie sich von vorne anschaut und deswegen ist der Name eigentlich komplett ironisch,
weil dynamisch das absolute Gegenteil von statisch ist. Glas und Ziffernblatt ragen schräg nach oben
hervor. Auch hier haben wir wieder eine ähnliche Metapher, wie beim eben erwähnten Fernseher. Die
Uhr streckt sich demjenigen entgegen, der oder die eben die Zeit ablesen möchte und das brachte
Sapper den ersten Compasso-Doru ein. Das ist wie gerade schon gesagt ein Designpreis, über den wir
gleich noch sprechen und die Begründung für die Preisvergabe war, dass es ein simples und
einfaches Design ist, das stilvoll statt protzig ist und auch nicht luxuriös wirkt, sehr alltäglich
und wir müssen uns mal vor Augen führen, Sapper war damals 28 Jahre alt und immer noch recht neu
in Mailand, trug aber bereits als ja nicht dort geborener bereits zur italienischen Designkultur
bei und das ist eine Eigenschaft oder ein Achievement, auf das man stolz sein kann. Die
Uhr wird auch heute immer noch produziert, die einfachsten Modelle beginnen bei circa 400 Euro,
preislich geht es nach oben bis zu 900 Euro und ich muss zugeben, so eine Uhr fände ich ja schon
sehr schön auf meinem Schreibtisch, wäre sie nur nicht so teuer. Ein weiterer Gamechanger war der
Cartel K1340, 1964 erschienen mit Marco Zanuso. Das ist ein stapelbarer, leichter Kinderstuhl und
der erste komplett aus Plastik gefertigte Stuhl. Genauer gesagt wurde der im Spritzgussverfahren
aus Polyethylen hergestellt und deswegen, weil es eine absolute Weltneuheit war, direkt mit drei
Preisen ausgezeichnet worden. Damals war es so, dass Unternehmen noch viele Jahre lang überzeugt
werden mussten, Dinge nun aus Plastik statt aus Holz oder Keramik herzustellen und Sapper sagte,
dass er es auch selbst lange Zeit nicht mochte, weil Plastik weniger formschön ist, sein Credo ist,
schönes Design erfordert hochwertige Materialien und adäquate Produktionszeiten und Plastikprodukte
sind deutlich günstiger und sie können einfach kostengünstig hergestellt werden in einer kurzen
Zeit und daran hat sich auch bis heute noch nichts geändert, also ein Trend den es nun seit über 60
Jahren zu geben scheint. Mein absolutes persönliches Highlight ist die Artemide Tizio 55 von 1972.
Artemide ist ein Hersteller aus Mailand und die Tizio ist eine praktische Tischlampe. Das war
Sappers erstes alleiniges Projekt, das international bekannt und auch gleichzeitig kommerziell sehr
erfolgreich wurde. Konkret geht es hier um eine Lampe mit einer 55 Watt Halogen H1 Glühbirne,
12 Volt, Niedervolt um genau zu sein und die Lampe besteht aus zwei Armen mit Gegengewichten,
die perfekt ausbalanciert sind und auch den Lampenkopf perfekt ausbalancieren können.
Gefertigt wurde die Lampe aus einem dünnen Aluminium im Reflektor und hochwertigem und
hitzebeständigen Plastik als Ummantelung und die Lampe entstand vor allen Dingen aus
einer selbstreferenziellen Notwendigkeit, weil es damals kaum praktikable Schreibtischlampen gab,
die nicht am Tisch befestigt werden mussten und sich einfach ohne Federsysteme umpositionieren
lassen und da ist was dran. Wenn ich so an die frühen Tischlampen denke, die ich auch als Kind
bei der Familie gesehen habe, dann waren das alle so hässliche große Lampen mit diesen Federarmen
und wenn man die justieren wollte, dann hat man natürlich immer genau den Punkt erwischt,
wo die Feder gerade auslöst und nicht festhält und das Geräusch beim Verschieben einer solchen
Lampe ist natürlich jetzt auch nicht sonderlich schön. Kann ich also durchaus nachempfinden,
was er hier beschreibt und er hat auch selbst gesagt, sein Tisch ist einfach viel zu unaufgeräumt
und viel zu chaotisch, dass er da Platz hätte an der Lampe irgendwo fest zu machen und die
irgendwo mit einem Federarm über den Tisch zu recken, hat er einfach nicht gesehen. Vorteil bei
der Tissio ist auch, dass diese komplett ohne Kabel auskommt. Sie hat im Sockel einen Transformator
und der Strom fließt über die Stäbe und innerhalb der angebrachten Druckknopfgelenke. Die Idee kam
sehr gut an, die Lampe wurde gleich mit drei Preisen ausgezeichnet und wurde in den 80ern zur
Hightech-Design-Ikone wohlverdient, wie ich finde. Von der Lampe gab es später weitere Varianten,
beispielsweise die Tissio 50 mit einer 50 Watt Birne, die Tissio 35 mit einer 35 Watt Glühbirne,
die Tissio Micro mit maximal 20 Watt, die Tissio Plus von 1990 mit einem seitlich
drehbaren Kopf, maximal 50 Watt und einer integrierten Dimmerfunktion und die neueste
Version, die Tissio LED, eine moderne Version mit integriertem Leuchtmittel. Die Lampe wird
auch immer noch gebaut. In den moderneren Versionen ist es so, dass es dort GY635 Leuchtmittel gibt und
es gibt auch für die alten Tissio Lampen Umbauanleitungen, die findet ihr in den Show Notes,
damit man statt so einer halogenen Lampe, die wirklich sehr viel Strom verbraucht und auch echt
heiß wird, auf modernes LED Leuchtmaterial umgebaut werden kann. So kann man den Verbrauch von über
50 Watt auf circa 5 Watt senken. Ich weiß nicht, ob ihr mal als Kind auf so eine halogenen Röhre
gefasst habt, mir ist das in den 90ern mal passiert. Das tut echt weh und das ist auch
echt heiß und das brennt auch relativ schnell, wenn so eine Lampe auf den Tisch fällt und da
Papier liegt. Deswegen hat man in den 90ern auch die Tissio um eine Glasscheibe erweitert und es gab
auch noch so einen kleinen Metallstab mit einem roten Gummipunkt als Fallschutz, dass wenn die
Lampe jetzt auf den Tisch fällt, dann nicht das Buch abbrennt, das auf dem Tisch liegt. Sehr, sehr
clever und hier sieht man auch schon die Designsprache, die wir bei späteren Thinkpads
sehen. Also hier gibt es rote Konter-Elemente, also der rote Gummipunkt zum Beispiel auf dem
Fallschutz, der fällt ins Auge, aber auch an den Druckknopfgelenken gibt es rote Kontraste und das
ist natürlich genau der Farbton, den wir schätzen und lieben gelernt haben mit den Thinkpads. Das
italienische Wort Tissio bedeutet, übersetzt übrigens sowas wie Freund und Kumpel und steht
der unkomplizierten Arbeitsleuchte recht gut. Zu meinem Geburtstag habe ich vor ein paar Wochen
eine umgebaute Tissio geschenkt bekommen von meinen Freunden. Das ist eine Version, die auf LED
umgebaut wurde. Die Abstandshalterung ist trotzdem noch mit dabei und das ist einfach mit Abstand die
schönste Lampe, die ich jemals gesehen habe und ich habe mich riesig gefreut und freue mich immer
noch, wenn ich jeden Tag auf diese wunderschöne Lampe sehe und sie macht sich wirklich außerordentlich
gut auf einem Schreibtisch, egal wie chaotisch ihr aussehen mag. Ebenfalls sehr beliebt waren die
Küchengeräte, die Sapper für Alessi designt hat. Alessi, das ist eine italienische Designfabrik aus
der Region Piemont in Nordwestitalien und die sind vor allen Dingen für Luxushaushaltsfahren bekannt.
Zu benennen wäre da einmal die Espressomaschine 9090 von 1978. Das ist eine einfache und stilvolle
Espressomaschine aus Edelstahl. Die wurde mit zwei Preisen ausgezeichnet. Das Ganze ist ein
zweiteiliges Design, das heißt das Behältnis kann abgenommen und an den Tisch getragen werden.
Ebenfalls zu erwähnen wäre die hohe Reparierbarkeit. Der Aufbau ist recht simpel und es gibt nach wie
vor immer noch eine gute Verfügbarkeit von Ersatzteilen und das Gerät wird auch immer
noch produziert. Die 9090 gibt es in verschiedenen Größen von einer Tasse bis zu zehn Tassen.
Kostenpunkt 150 Euro für die Eintassen Version, 240 Euro für die Zehntassen Version und im
wesentlichen interessant ist auch, dass die 9090 ein Gegenvorschlag Sappers war, nachdem dieser
Alessi ein anderes Produkt absagen musste. Da ging es ursprünglich um Tafelgeschirr, aber die
Produktionsfirma arbeitete so schlampig, dass Sapper keine Zusammenarbeit wollte und dann hat
er einfach als Gegenvorschlag die 9090 vorgeschlagen. Die Maschine musste möglichst einfach und günstig
produziert werden können, da der Bialetti Mocha Express, den kennt man wenn man an Espresso denkt,
damals schon millionenfach verkauft wurde, den Markt dominierte. Das ist, selbst wenn man kein
Espresso trinkt so wie ich, ich habe da keine Ahnung von, ich kann das auch nicht wertschätzen,
aber immer wenn mir jemand was von Espresso erzählt habe ich genau diesen Bialetti Mocha Express vor
Augen und ich bin mir sicher, liebe Zuhörer, euch geht es eh nicht. Das ist das ikonische,
mehr eckige Design und das war auch sehr günstig zu haben, aber einteilig und weniger gut zu
reparieren. Das hat Sapper gestört. Da gab es auch öfters mal Probleme mit einem Sicherheitsventil,
wenn das defekt war, konnte das auch im schlimmsten Fall zu Explosionen führen. Außerdem hatte das
Gerät einen Plastikgriff, der natürlich auch schmelzen kann, wenn man die Maschine auf dem
Herd vergessen hat und Sappers Ansatz erlaubte eben auch das einhändige Öffnen der Maschine.
Nach dem Erfolg der Espressomaschine wurde der Ruf nach einem Wasserkessel laut und deswegen
erschien 1983 der Kettle 9091. Wasserkessel existierten damals kaum im italienischen Markt,
in Nordeuropa waren sie allerdings weit verbreitet und Sapper wollte einen Wasserkessel,
der auch Spaß macht. Das Design von 9091 besteht vor allen Dingen aus glänzendem Edelstahl. Eine
schöne Spiegeloptik sollte nämlich, so Sapper, Besitzer*innen dafür belohnen, sich gut um diesen
zu kümmern. Außerdem wollte er einen tiefen, angenehmen Ton, wenn das Wasser kocht. Und das
ist gar nicht so einfach zu erzeugen, weil man hier in der Regel ein höheres Kesselvolumen benötigt
und nach einiger Recherche ist er dann aber auf eine doppeltönige Messing-Stimmpfeife gestoßen,
wie man sie auch zum Stimmen von Flöten benutzt. Das ist wirklich sehr musikalisch, denn diese
Stimmpfeife, die hier zum Einsatz kommt, die ist auf die Noten Mi und Ti gestimmt. Das sind die
lateinischen Silben der Tonleiter Do Re Mi Fa Sol La Ti Do und klingt so. Der Klang ist wirklich
angenehm und überhaupt nicht schrill wie übliche Pfeifenkessel, die ihr vielleicht schon mal gehört
habt und erinnert vor allen Dingen eher an eine Mundharmonika oder ein kleines Akkordeon. Die
Pfeife stammt übrigens aus Bayern und wird dort auch immer noch heute produziert. Ebenso wie der
Kessel, den kann man auch noch erwerben. Kostenpunkt ca. 260 Euro, ist mittlerweile sogar induktionsgeeignet.
Und ich habe zwar einen modernen Wasserkocher mit Warmhaltefunktion und mit allem möglichen,
aber der wirkt jetzt ziemlich lieblos und langweilig, wenn ich mir den so anhöre. Später
hat Sabah noch Tee- und Kaffeeservices, Teekannen, Käserreiben, Kochtöpfe und viel mehr designt,
aber wir werfen auch mal einen Blick auf die Möbel, die er gestaltet hat und da wäre vor
allen Dingen mal Nena von 1984 zu erwähnen. Das ist ein faltbarer Sessel für B&B Italia. Der Sessel
hat eine minimale Dicke, ist einfach zu verstauen oder auch aufzuhängen an der Tür zum Beispiel und
wurde nur sehr kurz produziert und sind deswegen auch beliebte Sammlerobjekte, denn der Sessel wird
leider nicht mehr hergestellt und so ein Zweierset geht dann auch gerne mal für ca. 3600 Euro weg.
Sehr interessanter Gedanke, also ich habe bisher noch nie den Wunsch verspürt einen Sessel zusammen
zu legen und mitzunehmen, aber für Mann und Frau von Welt sicherlich ein schönes Accessoire für
die Wohnung. 1986 folgte "From 9 to 5", ein Büromöbelsystem für Castelli. Das ist ein
modulares Möbelsystem mit höhenverstellbaren Tischen, also sehr der Zeit voraus wie ich finde.
Die Tischplatte steht durch Auflagestreben etwas hervor, dadurch hat man viel Platz für Kabel. Es
gibt einen fest integrierten Rollcontainer und das Möbelsystem wurde auch mit einem
Kompassodoro ausgezeichnet. 1988 folgte dann das "System 26", das sind für komforto gestaltete
Sitze. Das sind einerseits Manager-Bürostühle, andererseits aber auch fairer Sitzgruppen. Die
haben meistens ein dunkelblaues Polster, schwarze Armlehnen und einen Unterbau mit Rollen und die
Sitzgruppe hat hier einen grauen Polster. Interessanterweise hat die Sitzgruppe oder
das Design Winkelbauteile in ikonischem Rot. Sie sind auch beweglich, das kommt uns auch sehr
bekannt vor, wenn wir mal spätere Notebooks uns anschauen. Also hier zeichnen sich auch schon die
erste Designsprache ab und das Ganze ist ein sehr zeitloses und minimalistisches Design, sehr
praktikabel. Man sieht keine sichtbaren Knöpfe, würde sich auch heute noch sehr gut in einem
Büro machen, wie ich finde. Doch wie kam SAPA überhaupt zu IBM? Da können wir festhalten,
1977 verstarb Elliot Noyce, der letzte leitende Designberater bei IBM. Der prägte seit 1956
die Produktsprache, die Architektur und auch die Grafiken, die das Unternehmen ausmachen
und war unter anderem auch für das IBM Selectric Design zuständig. Paul Rand übernahm das
Grafikdesign, für das Industriedesign fehlte aber immer noch eine fähige Person und Rand bot ihm
die Stelle dann an und nach einigen Meetings in Milan und New York wurde SAPA dann 1979 leitender
Designberater bei IBM. Seine erste Amtshandlung bestand darin, eine Umfrage zu starten, was seit
Noyce Tod bezüglich Design bei IBM gemacht wurde und er entdeckte sofort unzählige Redundanzen,
fehlende Einhaltungen von Designvorgaben und er hat es später auch als absolutes Chaos
bezeichnet und das nicht nur aus ästhetischer Sicht. Neu für SAPA war vor allen Dingen, dass
er nun mit 14 Design-Teams in den USA, Europa und Japan zusammenarbeiten musste. Er war es bisher
eigentlich immer gewohnt alleine zu arbeiten, bei IBM war das so nicht möglich. Die Design-Teams
waren immer an den Produktionsstandort angegliedert, so gab es zum Beispiel in Raleigh die
Netzwerk-Terminals, die dort gebaut und produziert und auch designt wurden und in San Jose in
Kalifornien Festplatten und mit all diesen Teams musste SAPA nun zusammenarbeiten um Designs und
weitere Schritte zu besprechen. SAPA gestaltete von nun an bis zu seinem Tod verschiedenste IBM
Geräte zum Beispiel Schreibmaschinen, Mainframes, Drucker, Computer und Laptops und er brach mit
der üblichen Tradition perlgrauer Maschinen, die IBM bis dahin bevorzugte. Mit seiner
Personality Study von 1991 und 92 legte er eine Designsprache fest, die hunderte IBM und später
auch Lenovo Produkte prägte. Im wesentlichen ging es da um eine Reihe an abstrakten Modelldesigns,
die später in Servern, PCs und Laptops zum Einsatz kamen und wenn man sich die Bilder anschaut,
dann ist es auch heute noch sehr gut erkennbar, nicht nur bei den Notebooks, auch bei den Servern
und anderen Geräten, die man so kaufen kann. Er bevorzugte inspiriert von Zigarrenschachteln
schwarze und elegant einfache rechteckige Gehäuse. 2008 war SAPA immer noch für Lenovo Designberater,
nachdem IBM das Geschäft schon 2005 veräußerte. Im Buch beschreibt SAPA die Arbeit innerhalb von
IBM aufgrund der Größe und Politik als "recht schwierig". Er sagte, man muss sich immer passende
Gesprächspartner*innen aussuchen, die dem eigenen Thema offen gegenüberstehen, wenn man nicht wollte,
dass die Idee sofort in der Versenkung landet. Es gibt zu viele Teams, zu große Strukturen. Er hat
versucht diese nicht zu beachten und sein eigenes Ding ein Stückchen weit zu machen und ist da auch
sehr erfolgreich mit gewesen. Er war es nicht gewohnt, mit so vielen anderen Menschen reden
zu müssen oder Entwürfe zu faxen und später zu mailen. Das war keine Arbeitsweise, die ihm bekannt
war, denn bisher hat er immer alleine oder mit einem Partner gearbeitet und es dauerte 10 Jahre,
bis er die Produktphilosophie in eine für ihn brauchbare Richtung lenken konnte.
Eins der wichtigsten Themen für ihn war anfänglich die schwarze Farbe bei Laptops. SAPA fand die
beige Boxen nämlich immer hässlich und eintönig und mit Schwarz würde man sich von der Konkurrenz
abheben, hat er angegeben. Es war recht schwer, die Produktchefs in Florida zu überzeugen. Das
ging so weit, dass er zu einem Zeitpunkt IBM-Chairman John Akers mit zwei Entwürfen,
einen in beige und einen in schwarz, konfrontierte, weil man argumentativ einfach nicht weiter kam in
der Diskussion und John Akers hat sich dann für den schwarzen Entwurf entschieden. Somit war die
Diskussion ganz schnell beendet, aber mit der Aktion hat er sich leider sehr unbeliebt in
Florida gemacht. Eine Umfrage hat später übrigens aber ergeben, dass Kund*innen zu einem Drittel
Thinkpads wegen des Designs kauften. Also wegen einem Design ein Businessprodukt zu kaufen war
zu dem Zeitpunkt ein absolutes Novum für IBM und hat SAPA natürlich in seiner Entscheidung nur
noch bekräftigt. Kommen wir mal zu einigen sehr prägnanten IBM-Designs. Da wäre einerseits mal
das IBM Upright Typewriter zu erwähnen von 1981. Das ist ein nie produzierter Prototyp, der als
Nachfolge für die Selectric-Reihe gedacht war. Das Projekt wurde eingestellt, Aussage des
Managements war, Design beeinflusst Kaufentscheidungen lediglich um 2%, warum sollte man sich also
überhaupt die Mühe dazu machen. Nichtsdestotrotz wurden aber auch generell keine weiteren neuen
Schreibmaschinen produziert, denn 1981 erschien bereits der IBM-PC, von dem viele, inklusive SAPA,
überhaupt nichts wussten. SAPA hasste den ursprünglichen IBM-PC, da er eine "hässliche,
dumme, langweilige Box" war und das Projekt des IBM-PCs lief bewusst außerhalb sämtlicher Prozesse
bei IBM unter dem Radar, um den knappen 12-monatigen Zeitplan zu halten und deswegen hat es leider den
Typewriter sehr kalt erwischt an der Stelle. Nichtsdestotrotz aber ein sehr spannendes Design,
denn das Gehäuse ist recht hoch und aber trotzdem auch recht sauber, damit wirkt auch der Tisch ein
bisschen aufgeräumter und es bringt das Papier auch näher an den oder die Autorin und dadurch ist der
Text auch einfacher zu lesen, an dem die Person arbeitet. Es gab eine Skala mit Papier- und
Schriftbreite, das Gehäuse selbst war stark angewinkelt, das geht aus den Notizen, die man so
findet, nicht ganz hervor und auf den Bildern ist es schwer einzuschätzen. Ich tippe mal, das wird
irgendwas so um die 35 Grad sein und diese Art von Schrägen, die finden wir auch später bei anderen
Produktdesigns und Prototypen. Also hier beginnt schon die erste Handschrift, die sich durch weitere
Produkte zieht später. Vier Jahre später, 1985, folgte der IBM-PC Convertible Model 5140. Das ist
zusammen mit Colleen Sweeney entstanden und das haben wir auch bereits in TPM 002 besprochen. Das
ist der erste Laptop von IBM. Der wurde in Florida in Boca Raton entwickelt und das ist eine Gegend,
in der es viele Alligatoren gibt und deswegen erinnert auch das Gerät seitlich betrachtet an
den Kopf eines Alligators. Wenn man an den hinteren Teil des Gerätes noch den Drucker anbringt und das
Papier dort ausgegeben wird, erinnert das Design von der Seite betrachtet das Gerät auch an den
Schwanz eines Alligators. Eine wirklich sehr schöne Design Überraschung, wie ich finde. Ich habe mir
das Gerät unzählige Male vorher angeguckt und mir ist es nie aufgefallen und wenn man sich das jetzt
mal anguckt und dann auch sieht, dass der schwarze Knopf zum Öffnen des Bildschirms als Auge
interpretiert werden kann und die Tastatur ja auch aufgrund der Zackenform Zähne darstellen könnten,
finde ich ist es eine außerordentlich schöne Metapher und eine schöne Referenz auf den
Produktionsstandort. Das Gerät ist praktikabel. Tastatur und Disketten Laufwerke werden nämlich
beim Öffnen des Gerätes leicht angehoben, um die Ergonomie zu erhöhen. Es gibt einen praktischen
Tragegriff. Das Display ist abnehmbar, damit der Laptop auch als Desktop benutzt werden kann. Gab es
zum Beispiel sogar eine CRT Docking Station. Erwähnenswert ist auch, dass das Gerät sehr
innovativ war, denn es war die erste Tastatur mit FN-Taste, um Tasten zu sparen. Es gab mechanische
ALPS-Switches, die für das haptische Feedback gelobt wurden und das Gerät kam generell sehr
gut an und wurde deswegen mit drei Preisen hinsichtlich des Designs ausgezeichnet.
1992 gab es mit dem LeapFrog einen sehr interessanten Prototyp eines Tablet-Computers.
Der ist zusammen mit Sam Lucenter entstanden für IBM, wurde jedoch nie produziert. Ein Magazin
stellte es fälschlicherweise damals aber so dar, als könnte das Produkt tatsächlich gebaut werden
und die Presse war dann sehr enttäuscht, dass dem nicht so ist. Wenn wir uns das Design angucken,
dann erkennen wir hier Schrägen, die uns vom Upright-Typewriter sehr bekannt vorkommen. Das
Gerät wirkt durch diese Schrägen nämlich erstaunlich schlank und auch elegant, obwohl es
das eigentlich gar nicht ist und es gibt einen Eingabestift zur Bedienung des Touchscreens im Jahr
1992, wirklich der Zeit voraus. Das Gerät konnte hochkant und auch quer benutzt werden und es gibt
ja auch schon einige Symbole und eine Clearplate, die uns von späteren Thinkpad sehr bekannt
vorkommen dürfte. Es gibt Knöpfe für Helligkeit, Kontrast und Lautstärke. Die haben sogar eine
Kerbe für die Stiftspitze, das heißt die kann man auch benutzen, wenn man gerade einen Stift in der
Hand hat, muss diesen nicht ablegen. Es gab eine Dockingstation mit Stifthalterung, Tastatur und
Diskettenlaufwerk und zu den technischen Details kann man anmerken, dass auf dem Computer Windows
3.1 eingesetzt wurde. Es gab eine SCSI Festbeater und sehr wahrscheinlich das Display aus dem 700c
oder dem 701c. Der LeapFrog wurde mit einem weiteren Compasso Doro ausgezeichnet und heutzutage kann
das Gerät im Cooper Hewitt Smithsonian Design Museum in New York betrachtet werden. Ebenfalls
im Jahr 1992 gestaltete Sapper zusammen mit Kazuyama Saki das Thinkpad 700c. Das haben wir in der letzten
Episode 6 besprochen. Das ist das erste von Sapper designte Thinkpad. Das Design ist an eine
Zigarkenschachtel angelehnt und die schwarze Farbe soll mysteriös wirken, verstärkt aber auch den
Kontrast und die Helligkeit des Displays. Das prinzipielle Design ist auch heute noch erkennbar,
wenn wir uns aktuelle Thinkpads anschauen und bemerkenswert ist noch, dass das 700c ein 10,4
Zoll Gerät ist und auch das erste Thinkpad mit einem Farbdisplay. 1995 gestaltete Sapper zusammen
mit Sam Lucente und John Caridice das Thinkpad 701. Das tritt die Nachfolge des 700c an, hat aber
ein komplett überarbeitetes Gehäuse und besonders ikonisch daran ist die TrackRide Tastatur oder wie
sie eben in unseren Kreisen häufig genannt wird, dem Butterfly Keyboard. Das ist deswegen so
besonders, weil es sich diagonal beim Öffnen aufklappt und deswegen formschön und elegant wie
ein Schmetterling ist. Insbesondere zur Tastatur gibt es viel Hintergrundinformation, die wir auf
jeden Fall in einer dedizierten Folge mal näher besprechen werden. Ebenfalls elegant ist das
Thinkpad Reserve Edition. Das ist ein Sondermodell zum 15. Jubiläum 2007. Das ist im wesentlichen ein
in Leder eingelassenes Thinkpad X61s in gehobener Konfiguration. Das Ganze hatte einen stolzen
Preis von circa 5000 US-Dollar seiner Zeits und kam aber auch mit einem Exklusiv-Service. Die
Geräte gab es nur in einer Kleinstauflage und ich glaube daher ist es extrem unrealistisch bis
ausgeschlossen, dass man ein solches Gerät mal zu einem fairen Tarif irgendwo findet. Wenn ihr
irgendwo ein solches Gerät habt, lasst mich gerne wissen. Würde mich interessieren mal mich mit
euch zu dem Thema auszutauschen. Das letzte Thinkpad, an dem Richard Sapper zusammen mit
David Hill und Tom Takahashi beteiligt war, war das Thinkpad X1 Carbon, genauer gesagt die erste
Generation davon, denn die Serie wird ja heute noch produziert. Das Gerät gilt als eines der
ersten Ultrabooks und wurde zwischen 2012 und 2014 hergestellt. Es war damals das dünnste Thinkpad
aller Zeiten, hatte ein 14 Zoll Display mit schmalen Rändern, die Gehäusegröße war daher
identisch zu den 13 Zoll Geräten der Zeit. Bemerkenswert hier ist, dass Dropdown-Schaniere
zum Einsatz kommen, die im geschlossenen Zustand nicht erkennbar sind. Und es war auch gleichzeitig
das erste Gerät mit einem Glas-Touchpad. Kommen wir zu Sappers Professur. Sapper war
eigentlich nie am Unterrichten interessiert, bis sein Freund Paul Rand, der ihn ja zur IBM holte,
ihn dazu überredete 1985 und 1986 einen Sommerkurs mit Grafikdesign-Studierenden
zu absolvieren. Sapper stand dem Thema skeptisch gegenüber, weil er der Meinung war, dass man
Design nicht wirklich lernen kann. Man kann lediglich Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen
erlernen, die einem dabei helfen, die Profession selbst zu erlangen. Kreativität und Ideenreichtum
können nicht erlernt werden. Er sagte auch später, selbst in Zeiten von Supercomputern
braucht man immer noch den Kuss der Muse, um wahrhaftig schöne Designs zu erschaffen.
Und ich glaube, da ist auch wirklich was drin. Er arbeitete dann allerdings an einem Kurs,
der diesen Prozess mit zahlreichen praktischen Aufgaben demonstrieren soll. Da war es so,
dass jedes Semester komplett andere Projektaufgaben mit sich brachte, um die unerschöpfliche Bandbreite
von Industriedesign zu vermitteln. Er wollte bewusst Studierende dazu bringen, vielseitige
Nachforschungen und Diskussionen zu führen. Auch komplette Neuanfänge und Fehlschläge zählten
nämlich bewusst zum Alltag. Die Kurse bestanden meist aus 15 Studierenden unterschiedlicher Semester.
Seine Studierenden schätzten ihn sehr für die Erfahrungen, die sie sammeln konnten und von 1986
bis 1998 hielt Sapper die Professur für Industriedesign an der Kunstakademie Stuttgart.
1986 war er Gastdozent an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und er lehrte in den
90ern an der Universität von Peking, dem Royal College of Art in London, der Domus Academy in
Mailand und der Universität von Buenos Aires. Er hat also nicht nur selbst gute Designs vollbracht,
sondern hat auch die Nachwelt gelehrt, es ihm gleich zu tun. Im Laufe seines Lebens hat
Richard Sapper 34 Preise gewonnen, darunter zwölfmal den Die Gute Industrieform IF Award,
elfmal den Compasso d'Oro. Das bedeutet auf Deutsch so viel wie "Goldener Zirkel" und ist
ein renommierter italienischer Designpreis. Er wird für ästhetisch herausragende und kommerziell
erfolgreiche Werke vergeben. Das Ganze wird von einer internationalen Jury bestimmt und wird aber
auch nur für Produkte ausgezeichnet, die in Italien hergestellt werden. Und darüber hinaus hat er noch
achtmal den International Design Excellence Award verliehen bekommen. Seine Werke stehen in zahlreichen
Museen, unter anderem dem Museum of Modern Art in New York, da gibt es die Tissio und das Thinkpad
701. In Zürich im Museum für Gestaltung gibt es ebenfalls das Thinkpad 701, im Copper Hewitt
National Design Museum in New York gibt es den Leapfrog Computer und es gibt noch zahlreiche
weitere Museen in den Shownotes. Also wenn ihr das nächste Mal eine weitere Urlaubsreise plant,
guckt mal vorbei, vielleicht gibt es ja irgendwo ein Museum, in dem ihr Produkte und Designs von
Sapper begutachten könnt. Sapper stand auch für eine besondere Arbeitsweise. Er arbeitete üblicherweise
gern allein, musste im Laufe seines Lebens aber auch lernen, im Team zu arbeiten. Er hat weniger
designt als andere Designer seiner Art, denn er hat gern selbst ausgewählt, was er da designt. Er
arbeitete vor allem gern Ergebnis- und nicht Termin orientiert, da ihm die Qualität besonders wichtig
war. Mit Sapper starb am 31.12.2015 in Mainland ein ganz großer Designer meiner Meinung nach. Er wurde
83 Jahre alt, hat Frau und Kind dahinter lassen, bleibt sich aber auch bei der Beerdigung treu,
denn er wurde an einem einfachen Grab in einem Ferienort beigesetzt und wir können wirklich auf
ein sehr spannendes und bewegtes Leben von ihm zurückblicken und sein Einfluss ist auch heute
noch sehr stark bei Lenovo zu sehen und ich hoffe, dass wir dieses Erbe weiterhin noch bewahren und
die Grundzüge seines Designs noch in sehr vielen Thinkpads und anderen Produkten weiter sehen können.
Mich würde, liebe Zuhörende, abschließend interessieren, was ihr denkt. Welches Design
hat euch am meisten begeistert? Lasst mich gerne wissen. Feedback ist mir auch weiterhin wichtig.
Konstruktive Kritik oder Feedback gerne per E-Mail an podcast@thinkpad-museum.de. Ich freue mich
immer über Bewertungen über den Podcatcher eurer Wahl. Folgt auch gerne auf Mastodon rein, guckt
ihr der Matrix Community vorbei oder vor allen Dingen benutzt die Umfrage auf Mastodon und lasst
mich wissen, was eure Lieblings-Community-Tools sind oder schreibt es mir per E-Mail. In dem Sinne,
bis zur nächsten Episode wünsche ich euch viel Spaß am Gerät. Es wird eine kleine Sommerpause
bis voraussichtlich Ende August geben. Bis dahin könnt ihr euch maximal belesen, was Richard Sapper
noch so alles designt hat und dann hören wir uns in einer der nächsten Episoden. Vielen Dank
fürs zuhören und bis zum nächsten Mal.
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